Zuckersüßer Nachgeschmack von abgemeldet (Sakura/Sasuke) ================================================================================ Kapitel 1: Komm knutschen, Kleiner! ----------------------------------- Es versetzte Sakura Haruno immer wieder aufs Neue ins Staunen, dass in einem Zeitalter, wo jeder Ninja von sich behauptete, der Stärkste weit und breit zu sein, schon ein einziger heißer Sonnentag genügte, und die Krankmeldungen derselben Ninjas stapelten sich auf ihrem Schreibtisch bis unter die Decke. Eine Arbeitsmoral hatte diese Stadt, tz; es würde Sakura ewig ein Rätsel bleiben, wie Konoha es überhaupt geschafft hatte, die letzten Jahre zu überleben, obwohl seine Beschützer notorische Zuspätkommer waren, faule Drückeberger und süchtige Glücksspieler - und alle waren selbstverständlich durch die Reihe weg krank, wenn die Sonne draußen brütete und die Stadt in einen dampfenden Backofen verwandelte. Was sollte sie dazu noch sagen? Nichts. Denn solange Tsunade die erste war, die morgens ihre Kranmeldung auf den Schreibtisch segeln ließ, konnte Sakura den anderen mit Nichten eine Predigt über Moral und Anstand halten. Nein. Es war ein Spiel des Jammers. Konoha, die Stadt der Helden, aber wehe, sie würden an einem heißen Sommertag angegriffen. Man stelle sich die Gesichter der Feinde vor, wenn ANBU in Hawaiihemd und Flip Flops angerückt kämen, die Jonins in Badeshorts und Flossen, und die kleinen Genins mit Schnorcheln, Schwimmflügeln und Eis am Stiel. Ha! Als wenn Sakura nicht wüsste, dass ganz Konoha sich in diesem Augenblick am Badesee tummelte und sich gegenseitig mit Bratwurst fütterte und die Frisbeescheiben tanzen ließ. Sie seufzte schwer. Wo zum Teufel war sie eigentlich gewesen, als Gott Egoismus und Nachlässigkeit unter seinen Geschöpfen verteilt hatte, hm? Aber nein, Sakura Haruno musste sich ja unbedingt in der Reihe für Pflichtgefühl noch einmal extra anstellen, und das Schlamassel hatte sie jetzt davon. Sie war der Dorfdepp von Konoha, das war sie. Alle anderen amüsierten sich prima, und sie hielt die Stellung in diesem siedenden Saunahaus, das sich Hauptquartier schimpfte. Gah! Die Hitze war einfach unerträglich. Sakura war froh, dass sie heute früh nur Shorts, ein ärmelloses Shirt und Bikini als Unterwäsche angezogen hatte. Das einzige Zugeständnis an ihr Kunoichi-Dasein war das Band mit dem Zeichen der Konoha-Nins, das sie zweckentfremdet hatte, um ihr langes rosafarbenes Haar in einem unordentlichen Knäuel zusammenzuhalten. Sollte jetzt ein hochrangiges Mitglied der Gesellschaft in das Büro des Hokagen hereingeplatzt kommen und Konohas berühmte Streitkräfte anwerben wollen, er würde sein blaues Wunder erleben: da saß kein disziplinierter Stab erfahrener Ninjas, die weise mit den Köpfen nickten - sondern nur eine junge Frau, die den sterbenden Schwan auf dem Schreibtisch mimte. Und vor Langeweile einging wie ein Blümchen auf dem Ofengrill. Hach! Wenn doch nur überhaupt *einer* durch die Tür hereinspaziert käme und Sakura vom tödlichen Nichtstun befreien würde. Einfach unfassbar. Dreihundert Ninjas gaben sich an einem normalen Arbeitstag die Klinke in die Hand, als sei das Büro des Hokagen ein Taubenschlag - und an diesem Tag hatten sich nur drei von ihnen zum Dienstantritt gemeldet; und Gai und Kakashi Hatake hatte Sakura heute Früh persönlich aus dem Bett geklingelt, weil sie es nicht eingesehen hatte, ganz allein als Notbesetzung im Hauptquartier den Pausenclown zu geben, während alle anderen ihren Spaß am See hatten. Apropos Gai und Kakashi Hatake. Sie hatte die beiden nicht mehr gesehen, seit … nun ja, seit die Jonins sich heute Früh zum Dienstantritt gemeldet hatten. Sakura hob ihren schweren Kopf von der Tischplatte, stand auf und trat um den Schreibtisch herum. Sie schlurfte durch die Gänge des Hauptquartiers, vorbei an Schreibtischen und hohen Bücherregalen. Sie ging nicht sehr schnell, ließ den Blick über verwaiste Bürostühle schweifen und wirkte insgesamt ziemlich lustlos. Sie war wirklich extrem unterbeschäftigt. Für ein Arbeitstier wie Sakura Haruno war das pures Gift, und sie hoffte, irgendwo in den Gängen Kakashi für eine kleine Plauderei aufzutreiben. Notbesetzung zu sein hieß nämlich, man hockte den lieben langen Tag auf seine vier Buchstaben und wartete darauf, dass ein Notfall eintrat. Da aber Konoha inklusive Ninja und ANBU im heimischen See planschte, war der einzige Notfall weit und breit akute Langeweile. Oder auch nicht. Ausgerechnet *im* Hauptquartier, eine Etage unter Sakura Haruno, bahnte sich ein kleines Drama an. Das schöne Biest von Konoha war kurz davor, das tote Biest von Konoha zu werden, zumindest wenn es nach Kakashi Hatake ginge. Kakashi hatte es sich in dem Aufenthaltsraum mit einer älteren Ausgabe von ‘Icha Icha Paradise’ gemütlich gemacht - er hatte jedenfalls versucht, es sich gemütlich zu machen, doch die Hitze ließ jede Sitzposition, die nicht in der Nähe vom Badesee war, zu einem Akt der Verzweiflung ausarten. Das Fenster hinter ihm stand speerangelweit offen, doch der Abkühlungseffekt war gleich null. Kakashi, der beide Beine bequem auf dem ramponierten Esstisch gelegt hatte, war überzeugt davon, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis er einem Hitzschlag erliegen würde. Am besten nicht mal den kleinen Finger rühren, dachte er, während er sich vorsichtig zurücklehnte, die Augen schloss und sich seelisch darauf vorbereitete, gleich dahinzuschmelzen wie Butter in der Sonne. Verdammte Sakura. Wenn er gewusst hätte, welchen Besen er da vor ein paar Jahren in seinem Team herangezogen hatte, er hätte sie noch am ersten Tag von der Brüstung geschubst. Aber nein. Er musste sich ja weich klopfen lassen. Und als sie heute Früh mit Kulleraugen an seiner Tür gekratzt hatte, wie hätte er da nein sagen können? Wie hätte überhaupt irgendjemand auf diesem Planeten Sakura Haruno eine Bitte abschlagen können, wenn sie einen so liebenswürdig und hilflos anblinzelte? Es war eine Verschwörung. Es war eine verdammte abgekartete Verschwörung, dessen war sich Kakashi sicher. Irgend so eine abgedrehte Sache in der Akademie, die ältere Ninja-Frauen jüngere Ninja-Frauen in den Unterrichtspausen beiseite nehmen ließ und sie in eine geheime unterirdische Kammer verfrachteten, wo sie dann den süßen unschuldigen Mädchen bei Vollmond einen Extrakurs darin gaben, wie man Ninja-Männer dazu bringen konnte, Dinge zu tun, die sie im ganzen Leben nicht tun wollten. Und Sakura Haruno war zweifellos Klassenbeste ihres Jahrgangs gewesen. Mit den Wimpern klimpern, auf die Tränendrüse drücken, Schmollmund ziehen und ein bisschen mit der Unterlippe beben - alles um an die Urinstinkte des Mannes zu appellieren - Sakura Haruno beherrschte diese Technik bis hin zur Perfektion. Neuerdings hatte sie sogar diesen hypnotisierenden Hüftschwung drauf, der, wenn sie sich bewegte, plötzlich Rundungen betonte, die vor nicht allzu langer Zeit nur kleine Hügelchen im ausgedehnten Flachland waren. Der Herr möge Kakashi verzeihen, was hat er da bloß herangezüchtet? Sie war so niedlich und naiv gewesen, als er sie an Tsunade abgetreten hatte, und jetzt? Nur wenige Jahre unter den Fittichen der männerfressenden Schrulle und Klein-Sakura war eine mit allen Wassern gewaschene Waffe gegen die vereinigte Männerschar. Und sie war ständig geladen. Erst vorige Woche hatte sie es geschafft, - nur der Teufel allein wusste wie- das eingeschworene Ninja-Chor zu einer großen Putzaktion im Hauptquartier zu überzeugen. Jaaah, Kakashi hatte den Wischmopp geschwungen, wie er ein Katana geschwungen hatte. Er kannte nun den Unterschied zwischen Waschpulver und Weichspüler, und er hatte den Müll raus getragen und darüber sinniert, wie es nur so weit hatte kommen können. Wie viel Frau ertrug das Amt des Hokagen eigentlich ohne dauerhaften Schaden zu nehmen? Und seit wann hatten die Fenster vom Hauptquartier Gardinen? Alles unheilvolle Vorboten, die den Untergang der Männerdynastie in Konoha ankündigten. Aber nein, es gab ja noch Hoffnung. Zumindest hatte Kakashi das geglaubt, als er den Müll raus getragen hatte. Da hatte Uchiha gestanden,an der Hauswand gelehnt. Er hatte dagestanden, mit der ANBU-Uniform, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und belächelte müde jeden Ninja, der mit einer Putzschürze bewaffnet geschäftig an ihm vorbeigezogen war. Der Hoffnungsschimmer Konohas. Das einzige männliche Wesen, an dem Sakuras Technik abperlte wie Dreck an einem frisch geseiften Waschbecken. Kakashi hatte stolz sein Rückgrat durchgedrückt. Tja, es gehörte eben mehr dazu als ein bisschen Wimpernklimpern, um Eisklotz Uchiha davon zu überzeugen, was für die Gesellschaft zu tun als nur den Boden zu erfreuen, auf dem er wandelte. Das war sein Junge! Hahaha! Oder auch nicht. In dem Moment, als Kakashi sich an seinem Stolz gelabt hatte, kam ein kleiner Genin auf Uchiha zugelaufen, in den Händen zwei Blumentöpfe haltend, und fragte den erfolgreichsten ANBU aller Zeiten, ob das gelbe Blümchen nicht neben einem rotem Blümchen gepflanzt werden könne, weil das doch viel hübscher aussehe als das lilafarbene Blümchen. Das perfekte Bild vom perfekten Mann bröckelte. Wäre Kakashi Vater eines Sohnes, der kurz vor dem größten Boxkampf seines Lebens ihm offenbarte, er würde doch lieber eine Ballerina werden, es müsste sich ungefähr so anfühlen wie in diesem Moment als Kakashi begriff, dass Uchiha Genins beaufsichtigte, die gerade ein Blumenbeet anlegten. Vor dem Hauptquartier der ANBU. Eine Idee, die selbstverständlich auf Sakuras Misthaufen gewachsen war. Da war er dahingeschwunden, der Hoffungsschimmer Konohas. Seit wann redete Sakura eigentlich wieder mit Uchiha? Oder besser: seit wann hörte Uchiha zu, wenn Sakura redete? Hatte er irgendwas verpasst? Hm, es musste wohl an diesem neuen Hüftschwung liegen, den Sakura drauf hatte. Anders konnte Kakashi sich nicht erklären, warum Uchiha, der mehr Frostschutzmittel als Blut in seinen Adern hatte, sich plötzlich dazu herabließ einem Genin zu befehlen, die scheiß gelbe Blume gefälligst neben der scheiß lila Blume zu pflanzen, oder es würde einen Satz heiße Ohren geben! Kakashi hatte ernsthaft erwogen, seine Maske zu verrücken, um sich mit dem Sharingan-Auge davon zu überzeugen, dass sein normales Auge sich täuschte. Nein. Tat es nicht. Uchiha blökte den kleinen Genin immer noch an. Kakashi seufzte; und stiefelte mit dem Müllsack zu seinem ehemaligen Schützling heran. Vor ihm angekommen, baute er sich auf wie zu seinen besten Sensei-Zeiten. “Ich hoffe, du hast für dieses Verhalten eine Erklärung, Uchiha!”, hatte er geknurrt. Uchihas schwarze Augen glitten an Kakashi herunter und drei Sekunden lang zupfte so etwas wie ein schadenfrohes Grinsen an Uchihas Mundwinkel. “Jedenfalls trage *ich* keinen lächerlichen Putzfetzen.”, höhnte der ANBU zurück. Kakashi zog eine Grimasse. Da war was dran. Seine kleine Schürze hatte er schon fast wieder vergessen. Zumindest hatte er es versucht. Kakashi ließ die Schultern hängen. “Von all meinen Zöglingen … habe ich gehofft, dass wenigstens du genug Mumm in den Knochen hast, um i h r die Stirn zu bieten!” ‘Ihr’. Das Wörtchen sprach Kakashi aus, als wäre es des Teufels Lieblingsdämon. Uchiha hob eine Braue. “Keine Ahnung, wovon du redest.” Kakashi deutete mit dem Müllsack in der Hand auf die Genins am Straßenrand, die im Dreck wühlten. “Du willst mir also weismachen, dass es deine Idee war, ein paar Blümchen zu pflanzen?” Uchiha schnaubte sich durch drei Oktaven. “Ja, sicher doch. Was kommt als nächstes? Tausche ich Kochrezepte aus Shikamaru aus, oder was?” Uchiha hob sein stolzes Kinn einen Deut höher. “Die Hokage hat mir diesen Quatsch aufs Auge gedrückt. Und Befehl ist nun mal Befehl.”, brummte er säuerlich. Kakashis Augen leuchteten. Er gab seinem Schützling einen männlichen Klaps auf die Schulter. “Guter Junge. Und ich dachte schon, Sakura hat dich wie alle anderen auch klein geredet.” Uchihas Augenbraue wanderte eine Etage höher “Nah.”, schnalzte er verächtlich mit Zunge. “So weit kommt es noch. Ein Uchiha ist schließlich kein dahergelaufener Pantoffelheld.” Kakashi lachte. Bis er begriff, dass er mit dem Pantoffelheld gemeint war. Kakashi öffnete die Augen. Er brauchte eine Sekunde, ehe er wiederum begriff, dass er immer noch in dem Aufenthaltsraum des Hauptquartiers war und seine Gedanken abgedriftet waren. Es war das lästige Kichern seines Kollegen Gai gewesen, das ihn wieder zurück in die Gegenwart katapultiert hatte. Wo war er stehen geblieben? Ah ja. Verdammte Sakura. Er hatte nicht nein sagen können. Er hatte es genauso wenig gekonnt wie der Beschützer aller Jungfrauen Konohas, ob sie nun wollten oder nicht, Maito Gai. Der Jonin mit den ‘ausdrucksstarken’ Brauen und dem Topfhaarschnitt saß gegenüber im Sessel. Zu seiner großen Freude hatte er eine alte ‘Sailor-Moon’- Comicausgabe hinterm Kühlschrank gefunden, und seine Liebe zu den fünf Mädels in den kurzen Röckchen schien mit jeder Seite ins Unermessliche zu wachsen. “Hihihihi… hihihi…hi.”, kicherte er blöde. Er kicherte schon seit einer halben Ewigkeit und je länger er kicherte, desto stärker wurde Kakashis Drang, seinen Kollegen einfach aus dem Fenster werfen - was aber mehr Körperkontakt bedeutete, als er je mit Gai haben wollte. Der Jonin hatte sein grasgrünes Froschkostüm gegen ein leichtes Sommergymnastikhöschen der gleichen Farbe eingetauscht, das mehr Haut entblößte, als es bedeckte und jedes männliche Wesen in seiner Nähe automatisch unbequem auf dem Stuhl rumrutschen ließ. Kakashi zwang sich, wieder auf sein Buch zu konzentrieren - was bei Gai's nervigem Gegacker zu einer A-Rank-Mission wurde. Aber Kontrolle war das, was einen guten Ninja auszeichnete, nicht wahr? Nicht wahr??? Kontrolle und Ruhe. Beides hatte Gai überstrapaziert und Kakashi Hatake konnte sich nur mit großer Willenskraft davon abhalten, dort hinzu greifen, wo sein Kunai war, um es dem Kollegen an die Kehle zu setzen und ein klassisches ‘Hasta la vista’ zu hauchen. Der Gedanke brachte ihn zum Grinsen - aber es währte nur so lange, bis Gai laut zu lachen begann. Kakashi Hatake ließ sein Buch sinken. Maximal gefrustet bedachte er den Jonin mit einem heftigen Blick, der Kyuubi dazu gebracht hätte, seine neun Schwänze winselnd einzuziehen. Gai reagierte nicht. Für einen Jonin, der den Feind drei Kilometer gegen den Wind riechen konnte, stand er ziemlich lange auf dem Schlauch. Nachdem Kakashi sich unzählige Male laut geräuspert hatte, gelang es ihm endlich, Gai's Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Der Jonin sah irritiert auf. „Hast du Halsschmerzen?“ Kakashi blinzelte sprachlos. „Du solltest unbedingt einen Hustendrops lutschen… wir wollen doch nicht, dass du dir eine Sommergrippe einfängst, oder?“ Und damit wandte Gai sich wieder seinem Comic zu. Ein Hauch von Rosa kletterte unter Kakashis Maske in seine Wangen. „Oh… du mieser kleiner Strumpfhosenverschnitt … eines Tages…“, brummte er leise und ballte die Fäuste um sein Heftchen. „Hast du was gesagt, großer Krieger?“, fragte Gai, mit einem Auge halb aufblickend. „Oh… nein. Lies du nur weiter.“, sagte er und zwang sich zur Vernunft. „Okay, aber du solltest wirklich was gegen deine Halsschmerzen unternehmen.“ Kakashi schluckte mit aller Kraft ein böses Wort herunter und zählte mental von eins bis zehn, nur um seine Wut zu bändigen. An Tagen wie diesen wünschte er sich, keinen Eid auf das verdammte Konoha-Ninja-Chor geschworen zu haben und nie einen der seinen anzugreifen. „Eines Tages…“, versprach er sich selbst, ehe er versuchte, sich wieder seiner Liebesschnulze zu widmen und alle störenden Geräusche in seinem Kopf auszublenden. Zu dem Zeitpunkt, als Sakura um die Ecke gebogen kam, hatte er das auch ganz gut geschafft, denn als die junge Frau in den Aufenthaltraum trat, war wohltuende Ruhe eingekehrt und ihre leichten Schritte wurde schlichtweg überhört. Sakura legte die Stirn in Falten. Nicht, weil Gai's Anzug sie an eine zu heiß gewaschene Radlerhose erinnerte. Kleidervorschriften gab es nicht, seit das Thermometer die 40° Grad Marke nicht mehr unterschritten hatte. Jeder so, wie er dachte, die Hitze überleben zu können. Es war vielmehr Kakashis Outfit, das sie hart auf die Zunge beißen ließ, um nicht laut loszuprusten. Ihr ehemaliger Sensei trug geblümte Shorts, bei deren Anblick sogar eine Dauerquasselstrippe wie sie für einen Augenblick verstummte - und das sollte schon was heißen. Also wirklich, modetechnisch war Konoha das Nest der hoffnungslos Geschmacksverirrten. Grelles Make-up wurde als Accessoire auf den Straßen genauso gern gesehen wie Käferhorden und Gummilatschen. Und jetzt bei dieser Hitze, wurde sogar Kakashi kreativ. Sakura sah aus, als wollte sie in Glückstränen ausbrechen. Kakashis weiße Kalkleisten waren ein Anblick, der ihren Tag irgendwie erhellte. Zumindest hatte sie jetzt etwas, über das sie sich mit Ino beim Kaffeeklatsch die nächsten Jahre schlapp lachen konnte. Apropos Kaffeeklatsch. Die Männer sahen nicht danach aus, als würden sie sich eine Runde mit Sakura unterhalten wollen. Im Moment machten sie nicht einmal den Eindruck, als wüssten sie, dass sie hier im Raum war. Dabei hatte das Unterbewusstsein dieser Jonins Sakura quasi schon registriert, als sie aus dem Mutterleib gekrochen kam. Nein, die zwei Karatechampions wussten ganz genau, dass Sakura Haruno hier war, nur ging diese Information irgendwo auf dem Weg vom Kleinhirn zum Großhirn verloren, oder stempelte die rosahaarige Frau schlichtweg zu einer unwichtigen Wanze auf der Türschwelle ab. Wie dem auch sei. Für Sakura war das kein Grund, wieder wegzugehen. Sie war schließlich die Leidtragende hier und hatte sich ein bisschen zwischenmenschliche Kommunikation verdient. Auch wenn Ninjas normalerweise mehr dazu geeignet waren, Dämonen den Gar auszumachen als eine zivilisierte Unterhaltung zu führen - in der Not fraß der Teufel auch Fliegen und Sakura sehnte sich nach ein wenig Aufmerksamkeit von einem mutierten Grashüpfer und dem maskierten Einauge. Sie seufzte laut; und schlurfte herein. Schlurfte zum Tisch und ließ sich laut auf einen Stuhl fallen. Seufzte sich theatralisch durch die Tonleiter. Beide, Kakashi und Gai, waren zu sehr von ihrer Lektüre eingenommen, um von Sakura Notiz zu nehmen. Zumindest versuchte Kakashi hartnäckig, ihre störenden Geräusche auszublenden, so wie er das Summen einer Mücke ausblendete. Stille. Absolute Stille. Anstatt zu Sakura aufzusehen, blätterten die Jonins allenfalls eine Seite weiter. Sakura war irritiert. Dass Männer sie ignorierten, war sie einfach nicht mehr gewohnt, seit… nun ja, seit sie hatte damit aufhören können, ihre BHs auszustopfen, weil Mutter Natur Überstunden geschoben und Sakura im letzten Jahr kurviger gestaltet hatte. ‚Vielleicht haben sie mich einfach nicht hereinkommen gehört.‘, überlegte sie. Sie seufzte noch einmal, diesmal ein wenig lauter, dann richtig laut und danach räusperte sie sich unüberhörbar. Keine Antwort. Sakura war bei weitem nicht so geduldig wie Kakashi. Sie war es leid, um den heißen Brei herumzureden. Lieber einmal ordentlich reinhauen. Sie klärte ihre Stimme, holte tief Luft und dann: „HEY MÄNNER! WAS STEHT AN???!!!“, schrie sie aus voller Lunge und ließ beide, Kakashi und Gai, gut einen Meter in die Höhe springen. „WHAAA!!!“ „Angriff! Alle Mann auf ihre Posten! Frauen und Kinder zuerst!“, brüllte Gai, aus altem Reflex heraus. Er landete zu Sakuras Verblüffung in perfekter Kampfhaltung auf dem Boden, bereit, sich in welche Schlacht auch immer zu stürzen. Sakura versuchte, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Es war schon erstaunlich, wie man Männer, die auf alles vorbereitet waren und ein jahrelanges Ninja-Training absolviert hatten, mit so einem billigen Trick hinters Licht führen konnte. Orochimaru hätte sich eine Menge erspart, hätte er gewusst, dass Wasserpistolen und Furzkissen mehr Panik unter den Konoha-Nins auslösten als Kunais und Wurfsterne. Sakura hielt sich vor unterdrücktem Lachen den Bauch. Kakashi versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen und sank zurück in den Stuhl - bedachte Sakura dabei mit mörderischen Blicken, die ziemlich zufrieden mit sich selbst zu sein schien und wie ein kleines Eichhörnchen grinste. „Herr Gott noch mal… es war nicht nötig, mir einen Herzinfarkt zu verpassen, Sakura!“, beschwerte sich Kakashi, während er sein Buch vom Boden fischte. „‘tschuldigung.“, war alles, was das Grinsegesicht mit den rosa Haaren zu sagen hatte. Als auch Gai begriffen hatte, dass keine neue Schlacht ausgebrochen war, fiel er in seinen Sessel, hart und laut keuchend, während er sich vorstellte wie seine Hand sich um Sakuras Kehle schloss und zudrückte. „Solltest du dir diese Art von Späße nicht für Uchiha aufheben?“, fragte er eisig. Sakuras Grinsen verschwand dann schneller wie eine Maus in ihr Loch. Sie hasste es wie die Pest, ständig mit ihrer alten Schwärmerei aufgezogen zu werden. „Mach dich nicht lächerlich.“, schnappte sie zurück. „Niemand mit ausreichend Gehirnzellen schleicht sich von hinten an Uchiha heran. Ich mag schließlich meinen Kopf - und zwar auf den Schultern, nicht einen Meter neben mir.“ Gai und Kakashi nickten unisono. Da war was dran. Wenn‘s um Uchiha ging, sollte man sein Glück nicht herausfordern. Es gab schon genug böse Gerüchte um Uzumaki und einem unechten Hundehaufen und warum Uzumaki neuerdings Blut und Wasser schwitzte, sobald ein echter Köter in der Nähe auftauchte. Gai lehnte sich zurück und schlug galant die beharrten Beine übereinander. „Ich finde es trotzdem verwunderlich, dass ausgerechnet du -“, und er bedachte Sakura dabei mit einem durchdringenden Blick. „- korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber warst du nicht Uchihas Fanclub-Mitglied Nummer eins? - keinerlei Interesse mehr an dem gutaussehenden Bengel zeigst. Das ist schon irgendwie …“, er schein nach dem richtigen Wort zu suchen. „… seltsam.“, entschied er und zwinkerte Kakashi dabei zu. Sakura begann, nervös an einer rosa Haarsträhne zu fummeln. „Papperlapapp. Nur weil ich früher einmal Uchiha wie ein liebeskrankes Mondkalb angehimmelt habe, heißt das noch lange nicht, dass ich aus dieser armseligen Phase nicht herausgewachsen bin. Ich stehe jetzt über diesen Dingen.“, erklärte sie resolut. Gai verzog die Lippen zu einem süffisanten Grinsen. „Ach, tatsächlich?“ Sakura warf dem Jonin einen warnenden Blick zu. „Ja, tatsächlich.“, fauchte sie. „Es ist mir gleich, dass Uchiha mehr Frauen den Kopf verdreht, als es Sterne am Himmel gibt; und dass sie ihm nachlaufen wie eine Horde räudiger Katzen. Es ist mir vollkommen schnuppe.“, sagte sie frostig und unterstrich ihre Aussage mit einer schneidenden Handbewegung. „So schnuppe wie ein Sandkorn in der Wüste. Macht mir überhaupt nichts aus.“ Nun lehnte sich auch Kakashi Hatake neugierig vor und fing den amüsierten Blick von Gai auf. „Ich bin stolz auf dich, Sakura. Es ist schwer in dieser Stadt, ein Mädchen aufzugabeln, das nicht sofort seufzt und kichert und rot wird, sobald man Uchihas Namen erwähnt. Es freut mich, dass wenigstens *du* zur Einsicht gefunden hast.“ Sein fröhlich schwankender Unterton entging ihr glatt. Sakura ließ abrupt ihre Haarsträhne los und schaute ihren ehemaligen Sensei überlegen an. „Ganz meine Rede. Sasuke Uchiha anzuhimmeln ist genauso fruchtlos, die Sonne zu bitten, nicht aufzugehen. Oder die steinernen Mauern Konohas, dass sie zu atmen anfangen. Alles nur Zeitverschwendung. Ich bemitleide schon jetzt die Frau, die dämlich genug ist, ihr Herz an ihm zu verlieren. Das kann ja nur schmerzhaft enden.“ Sie schüttelte mit großem Bedauern ihren rosa Schopf für das arme Geschöpf, das ihrer Meinung nach in sein Verderben rannte. Gai tat es ihr nach und ließ sein glänzendes Haar wippen. „Jetzt verstehe ich auch, warum Uchiha nicht mehr Reißaus vor dir nimmt. Seit du diese neue Einsicht gewonnen hast, muss er nicht mehr fürchten, dass du ihm in einem unbeobachteten Moment eins mit der Keule überbratest und zum Altar schleifst.“ Sakura straffte die Schultern. „Was meinst du damit?“, fragte sie kühl. Gai schnalzte mit der Zunge. „Ich hab euch letztens zusammen im Hauptquartier gesehen. Ihr habt geredet. Miteinander. Und du musstest ihn nicht einmal am Kragen festhalten.“ „Dann stimmt es also doch.“, warf Kakashi ein. „Ihr redet wieder miteinander.“ Seit Uchihas Rückkehr nach Konoha war die Beziehung zu seiner ehemaligen Teamkameradin merkwürdig tiefgekühlt gewesen. Distanziert. Viele Leute hatten sich ihren eigenen Reim darauf gemacht und es auf Sakuras unglaubliche Verliebtheit zurückgeführt, die Uchiha das Weite suchen ließ, doch näher stehenden Person wie Kakashi wussten, dass Uchiha sich um Sakuras Verhalten genauso wenig scherte wie um Narutos grenzenlose Tollpatschigkeit. Es war Sakura Haruno selbst gewesen, die einen großen Bogen um Uchiha machte, zu ihrem eigenen Schutz, wie sich Kakashi gedacht hatte. Sakura hob ihr Kinn und hielt dem Kreuzverhör locker stand. „Als Unterhaltung würde ich das nicht bezeichnen. Uchiha hat für die ANBU bei mir eine Lagerbestellung aufgegeben. Völlig unspektakulär. Und rein professioneller Natur.“ Gai's Augen blitzten. Kakashi wusste, dass sein Kollege Lunte gerochen hatte. Was Bürotratsch anging hatte der Jonin - wen wundert‘s - stets die neusten Informationen und die Art und Weise, wie Gai sich den Stuhl herangezogen hatte und begeistert zu Sakura gerutscht war, ließ Sakura auf ihren Stuhl nervös herumrutschen. „Und was war vorgestern gewesen? Da gehe ich unschuldiges Lämmchen in dein Büro, und wer kommt mir da entgegen gelaufen? Ein attraktiver junger schwarzhaarige Mann, der, wenn mich mein entzündetes Näselein nicht getäuscht hatte, sogar etwas Eau de Toilette aufgelegt hatte, und er kam aus *deinem* Büro.“ Trotz bester Vorsätze und größtem Willen wurde Sakura leicht rosa um ihr eigenes Näschen. „Da war nichts dabei. Er war noch mal gekommen, um die Bestellung nach oben hin zu korrigieren. So was kommt vor.“, erwiderte sie irritiert. Kakashi legte den Kopf in den Nacken und einen Finger nachdenklich ans Kinn. „Jetzt, wo du‘s sagst… als ich heute Früh ins Büro der Hokage wollte, habe ich Uchiha dort getroffen.“ Sakura wurde es allmählich zu bunt. „Du hast ihn getroffen, weil er die ANBU-Notfallbesetzung ist und sich zum Dienstantritt gemeldet hat.“, erklärte sie zähneknirschend. „Uchiha ist hier?“, fragte die beiden Jonins wie aus einem Mund. Sakura blinzelte verwirrt. „J-ja. Er ist draußen im Trainingsfeld.“ „Trainieren bei dieser Hitze“, schnaubte Kakashi abfällig. „Ich wusste schon immer, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.“ Gai grinste noch breiter. „Deshalb bist du also hier bei uns. Weil Uchiha im Moment keine Zeit für dich hat.“ Sakura ließ den Kopf auf die Tischkante knallen. „Ich schwör‘s, wenn ihr nicht gleich mit diesen Anschuldigungen aufhört, halse ich euch eine eklige Krankheit auf.“, kam es mit merkwürdig gedämpfter Stimme von ihr. Die Drohung brachte Kakashi und Gai zum Schweigen. Es gab da nämlich dieses eklige Gerücht über Jiraiya, Tsunade und einer Tüte voller Blutegel. Gai wippte herausfordernd mit dem Fuß. Nach einer Weile tödlichen Schweigens meinte er schmunzelnd: „Für einen ANBU treibt Uchiha sich in letzter Zeit viel zu oft im Hauptquartier rum.“ „Sehe ich genauso.“, pflichtete ihm Kakashi bei. Sakura stöhnte entnervt auf, ruckte mit dem Kopf hoch und sah die beiden blitzend an. Mit leuchtend roten Wangen. „Ich bin hierher gekommen, um mich nett mit euch zu unterhalten, nicht, um Uchihas Verhalten zu analysieren.“ Sie wirkte leicht sauer und Kakashi legt seufzend sein Buch beiseite. Er gab nach. Wieder einmal. „Worüber möchtest du dich mit uns unterhalten?“, fragte er, bemüht darum, ernsthaft neugierig zu klingen. „Hm… ich weiß nicht“, überlegte Sakura laut. „Wie wär‘s wenn wir uns gegenseitig Geschichten erzählen?“, schlug sie vor. Kakashi liebte es, alte Ninja-Veteranen-Geschichten hervorzukramen und wiederzugeben, und Sakura war diesen Geschichten auch zugetan. Eine fabelhafte Idee. Das fand auch Kakashi. „Fein. Welche Geschichte möchtest du dieses Mal hören, Sakura?“ Sakura wollte antworten, doch in diesem Moment fiel ihr Gai ins Wort. „Nichts für ungut Leute. Ich weiß, Team 7 hat Lagerfeuergeschichten schon immer vergöttert, aber zur Abwechslung sollten wir uns mal andere Geschichten erzählen.“ Sakura und Kakashi tauschten verwirrte Blicke miteinander. „Geschichten über was?“, fragte Kakashi zögerlich, unsicher, ob er die Antwort darauf wirklich hören wollte. „Die Geschichte über unseren ersten Kuss.“, schoss Gai zurück. Kakashi und Sakura fielen synchron vom Stuhl. „Erster Kuss?!?!“, keuchten sie überrascht. Der Jonin mit dem grünen Sommergymnastikhöschen grinste durch und durch verschmitzt, und ein kleiner Teufel hopste in seinen dunklen Augen. „Warum nicht? Ist doch viel interessanter als so ein verstaubter Schinken aus dem letzten Jahrhundert und wer weiß, vielleicht wird das ja noch lustig.“, sagte er und zwinkerte in einem unbemerkten Moment Kakashi verschwörerisch zu. Der brauchte ein paar Sekunden, ehe er begriff, und das verschmitzte Lächeln auch seine Augen erreichte. „Oh ja. Da gebe ich dir Recht, alter Kumpel. Es ist auf jeden Fall mal was anderes.“ Sakuras weit aufgerissene jadegrünen Augen flogen von einem Jonin zum anderen und man sah ihr deutlich an, dass sie sich fragte, wie lange die beiden hier schon in dieser dampfenden Hütte saßen und ob ihre Gehirne sich bereits in Matschhaufen verwandelt haben. Sie schluckte schwer. „Ähm… okay… wenn ihr meint.“, antwortete sie zögerlich. Gai klatschte begeistert in die Hände. „Wunderbar!“ Kakashi rückte in eine aufrechte Position. „Wer fängt an?“ „Ich natürlich.“, jauchzte Gai und bewirkte damit, dass ein großer Felsblock von Sakuras Herzen fiel. „Hmmm… lasst mich überlegen, Kinder… .“, begann Gai und der Schraubstock, der Sakura fest im Griff gehalten hatte, lockerte sich ein wenig. „Ich erinnere mich daran, als sei es erst gestern gewesen.“, schwärmte er und sein Blick glitt träumerisch an die Decke. ‚Oh, gut!‘, dachte Sakura erleichtert. ‚Augenbraue wird eeeewig brauchen. Mindestens zwei Stunden oder so.“ Sie wusste von Hinata, dass Gai's Geschichten, wenn sie denn ihn betrafen, selten ein Ende fanden bevor die Sterne am Himmel funkelten. Etwas entspannter ließ sie sich in ihrem Stuhl zurücksinken und lauschte der melodischen Stimme. „Um es kurz zu machen: Ich habe dieses bezaubernde Mädchen im Frisörsalon ihrer Mutter getroffen. Wir sind miteinander ausgegangen, und am Ende unseres ersten Rendezvous habe ich meinen ersten Kuss bekommen. Ende im Gelände…. Wer ist als nächstes dran?“ Gai hatte seine Geschichte so schnell beendet, dass Sakura beinahe vom Stuhl geplumpst wäre, als die Worte ‚Ende im Gelände‘ zu ihr durchdrangen. Glücklicherweise schaffte sie es, Haltung zu bewahren und nur ein ungehaltenes Stöhnen von sich zu geben, als sie sich aufrappelte und den Kopf entnervt in die Hand stützte. „Das bin dann wohl ich.“, meldete sich Kakashi freiwillig. Sakura sah ihn mit großen grünen Augen an und flehte wortlos darum, er möge seine Geschichte länger gestalten. Kakashi schmunzelte. „Nun gut, zurück zu den guten alten Zeiten von Konoha… .“, faselte er und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Sakura beruhigt ausatmete. ‚Oh ja, das wird definitiv lang.‘, dachte sie innerlich und freute sich sogar ein wenig darauf, dieses kleine pikante Detail aus Kakashis Vergangenheit zu erfahren. Unglücklicherweise zerplatzten ihre Hoffnungen so *schnell* wie Seifenblasen. Bevor sie es sich versehen hatte, hatte Kakashi seine Geschichte in drei kurze Sätze verpackt. „Um bei der Wahrheit zu bleiben… mein erster Kuss war keine große Sache. Ich bin mit diesem hübschen Mädchen aus der Nachbarschaft ein paar Mal ausgegangen und eines Nachts dann hat sie mich geküsst. Das war‘s.“ Sakura sah ihn an wie eine Kuh beim Donnern, während Gai vollauf damit beschäftigt war, nicht wegen ihrem dämlichen Gesichtsausdruck vor Lachen zusammenzubrechen. „Warte!“, protestierte Sakura laut. „Das kann doch nicht alles gewesen sein!“ Kakashi zuckte unschuldig mit den Schultern. „Was soll da noch gewesen sein?“ Sakura fiel aus allen Wolken. „Wie wär‘s mit: Wie sah sie aus? Wie war ihr Name? Wie alt bist du gewesen?“ „Na ja, sie sah hübsch aus, sonst wär‘ ich ja nicht mit ihr ausgegangen.“, antwortete er schnöde. Sakura schüttelte den Kopf ungläubig. „Das ist ja schlimmer wie Zähneziehen.“, stöhnte sie und klatschte die Hand an die Stirn. „Wie dem auch sei“, sagte Gai und rieb sich erwartungsvoll die Hände. „Du bist dran, Sakura.“, sagte er mit teuflischem Lächeln. „Und denk daran!“, mahnte Kakashi grinsend. „Keine Lügenmärchen. Ich weiß, wo deine Eltern wohnen und kann jederzeit nachfragen.“ Er zwinkerte mit seinem freien Auge und die Blicke der beiden Jonins fielen erwartungsvoll auf sie herab wie zwei Scheinwerfer im Dunkeln. Sakura stöhnte inbrünstig. Wohl wahr, ihr Vater war, was seine kleine Prinzessin anging, so redselig wie ein altes Waschweib. Er liebte es, von Sakura zu erzählen und er würde Kakashi brühwarm alles auftischen, was dieser wissen wollte. Da biss die Maus keinen Faden ab, sie musste mit der Wahrheit herausrücken. Allein der Gedanke brachte sie zum Schwitzen und ließ die Röte in ihre Wangen klettern. Unsicher sah sie zu den beiden auf, die sie wissbegierig anluchsten, und die Röte wurde ein Ton intensiver. Sakura schluckte einen großen Kloß herunter, bevor sie anfing, die Geschichte von ihrem ersten Kuss mit großer Scham zu erzählen. „Nun ja… also… ich war … fünf Jahre alt… als ich meinen ersten Kuss bekommen habe.“, murmelte Sakura. Ihre jadegrünen Augen stierten dabei furchtbar fasziniert auf die Tischplatte. Ein Moment der Stille zog vorüber, als das eben Gesagte in die Köpfe der Jonins sank. Sie blinzelten ungläubig mit den Augen. Und blinzelten. Und blinzelten. Gai war der Erste, der etwas sagen konnte. „Fünf?!?“, keuchte er und seine Stimme überschlug sich beinahe vor Lachen. Sakura zog es vor nicht zu antworten, sondern weiterhin die Tischplatte anzustarren und ihr krebsrotes Gesicht zu verbergen. „Und ich dachte immer, Gai sei der Casanova unserer Akademie. Aber es sieht so aus, als hätte man dich gerade vom Thron gestoßen, Mister ‚Unwiderstehlich‘!“, gluckste Kakashi. Gai winkte ab. „Tz, mit ihrem Charme und ihrem Aussehen, was soll ich dazu noch sagen … außer dass der Junge, der sie küssen musste, mein aufrichtiges Beileid hat.“ Kakashi nickte wohl wissend. „Ja, der arme Junge… er muss von diesem Erlebnis für den Rest seines Lebens traumatisiert sein wegen unserer Sakura.“, fuhr Kakashi fort, und beide, Kakashi und Gai fielen in ein schrilles Gelächter. Sakura wurde, wenn überhaupt möglich, noch dunkler. Um Fassung bemüht, räusperte sie sich und nahm all ihren Mut zusammen, um fortzufahren. „Wollt ihr die Geschichte zu Ende hören oder wollt ihr mich weiterhin nur aufziehen?“, knurrte sie. „Kindchen, ich würde sterben, um das das Ende dieser Geschichte zu erfahren!“, kicherte Gai ungehalten. Kakashi nickte ermutigend. „Wir sind ganz Ohr.“ Sakura seufzte. „Schön… wo soll ich nur anfangen.“, dachte sie laut. „Ich denke, ich fange an dem Tag an, an dem mich mein Vater mit zu diesem Fest genommen hat. Es waren viele Leute da, und ich kann mich kaum noch an sie erinnern, aber da war plötzlich dieser Junge in meinem Alter und ich rannte ihn aus Versehen über den Haufen … .“ *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)